100 Jahre Schützenverein Jagdschloss

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Der ehemalige Ortsteil OosScheuern hatte im Jahr 1904 vierzig Häuser. Nicht einmal ganz 500 Einwohner lebten in Oos­Scheuern. Im Volksmund wurden die Oos-Scheuerner Republikaner genannt, denn ihre harmonische Art des Zusammenlebens war legendär. Vereine gab es in Oos-Scheuern damals noch nicht.

Allerdings gaben junge Männer aus allen Kreisen der Bevölkerung ausgesprochen oft Zeugnis ihres schießsportlichen Könnens. Sie schossen beispielsweise brennende Kerzen in den Kellern des sogenannten Hinterdorfes aus.

1861 wurde in Gotha der Deutsche Schützenbund gegründet. Dieses denkwürdige Datum war mit Sicherheit aus­ schlaggebend, dass allmählich auch in Oos-Scheuern der Gedanke reifte, das Schießen in gelenkte Bahnen zu bringen. Interesse für die Gründung eines Schützenvereins jedenfalls war genug vorhanden. Außerdem fand der Schießsport überall in den Landen großen Anklang. Warum also nicht auch in Oos-Scheuern?

Einige beherzte und mutige Männer wie Josef Mayer, Josef Siegele, Paul Götz, Fritz Senn, Karl Buchholz, Karl Lang, August Frank, David Frank, Franz Rößler, Josef Holder sen. und andere wagten es, einen Schützenklub ins Leben zu rufen. Zu einer ersten Vorbesprechung traf man sich am 10. März 1904 im Nebenzimmer „Zur Laube”. Josef Mayer wurde zum provisorischen Vorsitzenden gewählt.

Dann ging alles Schlag auf Schlag. Schon vier Tage nach dem ersten Treffen fand die offizielle Gründungsversammlung des Schützenklubs statt, am 14. März 1904, ebenfalls im Gasthaus „Zur Laube”. Anwesend waren 23 interessierte Männer. Der Klub wurde sogleich auf dem Namen „Jagdschloss” getauft. Das Schießlokal allerdings war die das Gasthaus „Zur Laube” – und zwar die Kegelbahn. Geschossen wurde damals mit kleinkalibrigen Sechs-Millimeter­ Gewehren aus einer Entfernung von zwanzig Meter.

Initiator Josef Mayer wurde zum ersten Schützenmeister gewählt und hatte das Amt von 1904 bis 1908 inne. Erhard Frank war zweiter Schützenmeister. Kassier im Schützenklub .Jagdschloss” war Wilhelm Ackenheil, Schriftführer Karl Ackenheil. Als Beiräte wurden August Frank, Hermann Frank, Adolf Fries, Paul Götz, Karl Lang bestimmt. Und das Amt des Büchsenspanners hatte Karl Jung übernommen.

Das Interesse an der Schützenvereinigung schien außerordentlich groß gewesen zu sein. Denn bereitseine Woche nach der Gründung, am 21. März 1904, wurde die erste Ehrenscheibe im Schützenklub SV „Jagdschloss” ausgeschossen. Gewonnen wurde sie von Josef Holder.

Das erste Preisschießen fand vom 8. Februar bis 18. Februar 1905 statt. Bereits im ersten Vereinsjahr zählte der Klub fünfzig aktive Schützen. Das erste Königsschießen schließlich ging am 1. Juni 1905 im Klublokal von statten. Damals wurde eigens eine Königskette für den Schützenkönig angeschafft. Und diese Kette ist noch heute in ihrer Grundform erhalten. Die erste Königsscheibe, die der Schützenbruder Pokorny malte, stellte das alte Jagdhaus dar. Errungen wurde diese Scheibe von Josef Frank. Und Josef Frank war es auch, der die erste Königskette tragen konnte.

Erstmals an die Öffentlichkeit trat der Schützenklub „Jagdschloss” am 9. September 1906. Der Klub führte ein großes Gartenfest zu Ehren von Großherzogs Geburtstag im Gasthaus „Zum Meierhof” durch. Sogar einen Glückshafen, jede Menge Volksbelustigung und natürlich Schieß­ Veranstaltungen gab es bei dem Fest. Sehr aktiv war der Klub „Jagdschloss” bei allen Preis- und Gruppenschießen in der gesamten Region. Am 5. August 1906 konnte der erste Gruppenpreis beim Schützenverein „Friedrichshöhe” gewonnen werden. Schützenkönig in diesem Jahr wurde Anton Brenner.

Die Schießabende im Vereinslokal waren vorbildlich und immer sehr gut besucht. Dass die gesellschaftlichen Ereignisse, wie Gartenfeste und Tanzkränzchen, ebenfalls nicht zu kurz kamen, dafür sorgte der damals schon existierende Vergnügungsausschuss des Klubs. Zur Aufbesserung der Kasse veranstaltete der Verein jährlich Feste.

Die Königsschießen wurden immer mit der Königsfeier abgeschlossen. So wurde der Schützenkönig in würdiger Weise in sein Amt eingeführt. Fritz Walter errang im Jahre 1907 die Königswürde. In der Generalversammlung vom März 1908 wurde Friedrich Senn zum ersten Klubvorsitzenden und Schützenmeister gewählt. Friedrich Senn bekleidete dieses Amt von März 1908 bis Januar 1912, sowie von Januar 1913 bis zur Generalversammlung im Jahre 1925.

In der Zwischenzeit ­ also von Januar 1912 bis Januar 1913 ­war Karl Buchholz Schützenmeister beim Schützenverein „Jagdschloss” Baden­ Baden.

Am 11. August 1908 wurde der erste Gruppenpreis beim Schützenverein .Jägerlust Oos” errungen. Ebenso am 21. Mai 1910. Schützenkönig wurden im Jahre 1909 Franz Kraft, 1910 Josef Siegele. Im Vereinsgruppenschießen erkämpfte sich der Schützenklub .Jagdschloss” einen Platz mit an der Spitze aller Bundesvereine. Und mal abgesehen von den klubinternen Veranstaltungen:

„Jagdschloss” beteiligte sich zudem im ehemaligen „Oosgaubund” und dem Schützenbund „Schloss Hohenbaden”. Der Klub konnte eine stetige Aufwärtsentwicklung vorweisen. Schützenkönige wurden Paul Götz im Jahre 1911, Gottfried Walz 1912 und August Meier 1913.

Der letzte Schießtag im Juli 1914 und die ersten Augusttage des gleichen Jahres blieben allen Mitgliedern in schlechter Erinnerung. Denn bis zum sechsten Mobilmachungstag waren bereits 35 Mitglieder unter die Fahnen geeilt. Und von den insgesamt 78 Mitgliedern, die 1915 dem Schützenverein angehörten, wurden 52 eingezogen. Unter diesen Umständen mussten alle Schieß- und Klubtätigkeiten des Schützenklubs. „Jagdschloss” ruhen. Einige ältere Mitglieder, die nicht mehr eingezogen wurden, verwalteten fortan das Klubeigentum. Unter persönlichem Opfer wurde den eingezogenen Schützenbrüdern Pakete ins Feld geschickt. Immer wieder. Leider blieben etliche Schützen im Krieg.

Eine am 8. Februar 1919 einberufene Mitgliederversammlung fasste den einmütigen Beschluss, den Klub weiterbestehen zu lassen Nach den notwendigen Ergänzungswahlen konnte die Klubtätigkeit wieder ihren Fortgang nehmen. Das war nicht ganz einfach. Die ehemaligen Feinde sahen es überhaupt nicht gern, dass man in Deutschland überhaupt noch schoss. Doch das Zimmerstutzen schießen konnte niemand verbieten. So baute man Stück für Stück den Klub ,,Jagdschloss” wieder auf.

Schon im Jahre 1919 erstand der Brauch des Königsschießens aus Ruinen. Der erste Schützenkönig nach dem Ersten Weltkrieg wurde Karl Lang.

1921 erkämpften sich Albert Faller und 1922 Fritz Zäpfe! die Königswürde. Bis zum Jahre 1923 stiegen die Mitgliederzahlen der Aktiven und Passiven auf 180. Vor allem Jugendliche fanden den Weg in den Klub. Inzwischen wurde der Klub in einen Verein umgewandelt. Der Grund: Der Vorstand befand, dass sich eine Vereinigung mit 180 Mitgliedern nicht mehr Klub nennen dürfe, sondern eindeutig ein Verein sei.

Bereits im Jahre 1922 reifte der Gedanke, eine Standarte für den Verein anzuschaffen. Gar nicht so einfach, bei der starken Inflation, die damals grassierte. Doch die große Initiative des damaligen Gesamtvorstandes, mit Schützenmeister Fritz Senn an der Spitze, gab nicht auf. Am 13. Juli 1922 wurde in der Vorstandssitzung der Beschluss gefasst, Angebote für eine Standarte einzuholen.

Bis zum 22. August 1922 trudelten die Angebote ein. Und am 22. August 1922 wurde mit einem Vertreter der Bonner Fahnenfabrik in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über das Resultat verhandelt. Die Standarte wurde anhand der gezeigten Muster und Zeichnungen zu einem Preis von 20.000 Mark bestellt. Die Mittel sollten durch freiwillige Spenden beschafft werden. Trotz der starken Inflation lieferte die Firma die Standarte Mitte Dezember 1922 ohne jeglichen Aufschlag. Die Vorbereitungen für die Weihe konnten in Angriff genommen werden. Die Standartweihe sollte am 28., 29 und 30. April 1923 stattfinden. Ganz Oosscheuern nahm an diesem Fest teil.

Im Jahre 1923 konnte Rudolf Hamm die Schützenkönigswürde erringen. 1924 löste trat Karl Jung die Nachfolge als Schützenkönig an. Und 1925 errang Hugo Greiner die Königswürde. Beim Blick ins Hauptbuch des Vereins kam im Nachhinein allerdings auch Negatives zu Tage. Das Bundesschießen, das der Schützenverein „Jagdschloss” 1924 ausgerichtet hatte, brachte dem Verein Einnahmen in Höhe von 748,30 Mark. Diesen Einnahmen standen Ausgaben über 748,79 Mark gegenüber. Das machte ein Minus von 49 Pfennig. Der Verein konnte es verschmerzen, hieß es im Vereinsbuch.

Im Januar 1925 konnte sich Schützenmeister Senn nicht mehr entschließen, die Vereinsgeschäfte weiter zu führen. Ehrenschützenmeister Josef Mayer übernahm kommissarisch die Vereinsführung bis zur Generalversammlung 1926. In dieser Generalversammlung wurde Fritz Seckler zum ersten Schützenmeister gewählt. Schützenkönig in diesem Jahr wurde Hermann Frank.

Laut Beschluss der Generalversammlung im Jahre 1927 wurde Friedrich „Fritz” Seckler zum Oberschützenmeister ernannt. Schützenkönig 1927 wurde Karl Frank

Die größte Ehre konnte der Schützenverein „Jagdschloss” beim Bundesschießen im Jahre 1927 verbuchen. Die „Jagdschloss”-Schützen errangen den ersten Preis der A-Klasse (Ehrenpreis der Gemeinde Oos), den ersten Preis der B-Klasse (Ehrenpreis der Brauerei Sinner) und den Wanderpokal des Bundes.

Im Jahre 1928 wurde im Bund das erste Vergleichsschießen durchgeführt. Bei sehr guten Resultaten gewannen die „Jagdschloss”-Schützen die Bezirksmeisterschaft.

Das 25-jährige Vereinsjubiläum feierte der Schützenverein ,,Jagdschloss” am 1. und 2. Juni 1929. Mit großer Freude schaute man auf die vergangenen 25 Jahre zurück. Denn in dieser Zeit gab es zahlreiche Erfolge. Außerdem war der kameradschaftliche Zusammenhalt innerhalb des Vereins bestens. Mit dem Fackelzug am Abend des 1. Juni 1929 begann die große Jubiläumsfeier. Anschließend stand gemütliches Zusammensein im Garten „Zur Sonne“ auf dem Programm. Der Sonntag begann mit einem Gruppenschießen der Bundesvereine. Und nach der Einweihung einer Kriegergedenktafel schloss sich der Gottesdienst an. Hinterher trafen sich die Schützen zum Frühschoppen im Meierhof. Der Festakt am Nachmittag wurde durch eine Musikkapelle eröffnet. Liedvorträge des Männergesangvereins Oos-Scheuern schlossen sich an. Anschließend wurden die Preise an die Sieger im Gruppenschießen verteilt und dann fand der große Festball statt. Er dauerte bis tief in die Nacht.

Die Aufzeichnungen nach 1929 sind nur sehr spärlich erhalten. Erst die Einweihung des Kleinkaliberstandes v mit dem Schützenhaus 1932 bringen wieder einen Hinweis auf die „Jagdschloss Schützen“. Wie lange die Mitglieder an diesem Schützenhaus gebaut haben, ist allerdings nicht dokumentiert. Anzunehmen ist, dass das Schießen zugunsten des Schützenhaus-Baus zurückgestellt, wenn nicht sogar ganz eingestellt worden war. Mit der Fertigstellung des Schützenhauses und der Kleinkaliberanlage mit immerhin sechs Ständen hatten die „Jagdschloss”- Schützen allerdings eine Anlage, die allen Anforderungen, auch denen des Wehrsports der kommenden Jahre, gerecht wurde.

Das Jahr 1937 wurde das wohl Erfolgreichste Jahr in der bisherigen Vereinsgeschichte. Die Jungschützen des Schützenvereins “Jagdschloss” mit Kurt Stolz, Alfred Frank und Franz Jägel wurden in Berlin Wannsee Deutscher Jugendmeister. Als die frisch gebackenen Jugendmeister heimkehr­ten, drängten sich unzählige Leute am Ooser Bahnhof. Außerdem wurden die Jugendmeister mit einem Ehrenspalier der „Jagdschloss”-Schützen und des Reichsarbeitsdienstes empfangen. Die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr spielte zum Empfang. Und die vier vor Glück strahlenden Schützen wurden mit Lorbeer und Blumen bekränzt und auf den Schultern ihrer Kameraden aus dem Bahnhof getragen. Oberschützenmeister Fritz Seckler begrüßte „seine vier Jungs” mit herzlichen Worten. Stadtrat Dr. Beck sprach im Auftrag des Oberbürgermeisters und bekundete seine Freude über ihren Erfolg und die hohe Ehre, die die Jung­ Schützen der Stadt Baden-Baden beschert haben. Als Geschenk überreichte der Stadtrat ein neues Gewehr. Nach Applaus und Nationalliedern wurden die jungen Schützenmeister unter der Leitung der Feuerwehrkapelle und in Begleitung einer Abteilung des Reichsarbeitsdienstes in einer mit Blumen reichlich geschmückten Droschke zum Gasthaus „Zur Laube” geleitet. Auch dort nahmen die Beglückwünschungen kaum ein Ende. Immer wieder mussten die vier Meister Hände schütteln. Und natürlich wurde die große Feier auch mit Musik und Gesang umrahmt.

Außer des sportlichen Erfolges aus dem Jahre 1937 jedoch ist über die schießsportlichen Aktivitäten der ,,Jagdschloss”-Schützen in den dreißiger Jahren kaum etwas der Nachwelt hinterlassen. Nur so viel: Die Schützenhäuserwurden für den Wehrsport der Hitler-Jugend eingerichtet, deren Ziele mehr der „Schießsport” war. In den Gaumitteilungen. Der Deutsche Schütze” vom 23. Juli 1939 steht:,, Es ist ein anderes Bild, wenn ein geschlossener, einheitlich angezogener Gewehrzug auftritt, als wenn in einem sonst einheitlich gekleideten Festzug ein Haufen verschieden gekleideter Zivilisten mit geht. Die Kreisschützenmeister haben dafür zu sorgen, dass bei allen Veranstaltungen ordentlich uniformierte Kameraden zusammengestellt werden.”

Die „Jagdschloss” Schützen nahmen kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges am zweiten großen Badischen Turn- und Sportfest teil. Es fand im Juni 1939 in Mannheim statt. Insgesamt hatten sich 117 Mannschaften für das Kleinkaliberschießen gemeldet. Die Mannschaft der „Jagdschloss”­ Schützen kam immerhin auf den 28. Rang. Auch in der Einzelwertung erkämpften sich die Badener hervorragende Plätze.

Das Badische Tagblatt berichtet am 27. Juni 1939: ,,Beim zweiten Badischen Turn- und Sportfest in Mannheim konnte der Schützenverein Jagdschloss Baden-Baden wieder schöne Erfolge erzielen. Beim Schnellfeuerschießen errangen die Kameraden Kurt Stolz und Willi Heipel die goldene, die Kameraden Otto Frank, Willi Frank, Heinz Stolz und Alfred Frank die silberne und Willi Sender die bronzene Siegernadel.”

Eine echte Spitzenleistung brachte Kurt Stolz beim zweiten Badischen Turn- und Sportfest in Mannheim zustande. Stolz landete beim Schießen auf die Kopfring-Scheibe in sechzig Sekunden elf Figurentreffer und erzielte 115 Ringe.

Auch beim Schützenfest in Staufenberg im Juli 1939 stellte sich der Schützenverein „Jagdschloss” der Konkurrenz. Im Mannschaftsschießen wurden die „Jagdschloss”-Schützen knapp, mit nur einem Ring Rückstand, vom Kleinkaliber-Schützenverein Gaggenau geschlagen. Im Einzelschießen hatten die „Jagdschloss”-Schützen dagegen mehr Glück. Der Schütze Betzler landete auf Platz eins. Und in der Jugendklasse gewann Alfred Frank von den ,,Jagdschloss”-Schützen.

Allerdings war das Schützenfest in Staufenberg das letzte seiner Art. Am 1. September begann der Krieg und begrub viele Hoffnungen. Viele Schützenkameraden leisteten Wehrdienst, wurden eingezogen. Und viele Kameraden kamen nie mehr aus dem Krieg zurück.

Unseren Gefallenen

Nach dem Krieg wurde von den französischen Besatzern das Ende des Schützenvereins .Jagdschloss” besiegelt. Die Gewehre mussten abgegeben werden. Der Vereinsbesitz wurde beschlagnahmt. Und auf Grund der Kontrollratsgesetze wurde der Verein aufgelöst, der Schießstand enteignet und dem Städtischen Forstamt überantwortet. Fortan übte dort die neu eingesetzte Polizei schießen. Eins allerdings konnte der Schützenverein aus den Kriegswirren und der Folgezeit retten: die sorgfältig versteckte Schützenkette.

Auf Bitten der alten Schützenbrüder versuchte der frühere langjährige Oberschützenmeister Fritz Seckler den Schützenverein „Jagdschloss” wieder zu gründen. Begeisterung für den Schießsport war in Deutschland noch immer ausreichend vorhanden. Denn Kleinkaliber-Stand wird Jagdschloss wieder zurückerhalten, stand damals schon fest. Allerdings muss der Schießstand in freiwilliger Arbeit wieder instandgesetzt werden, ebenso wie das Schützenhaus. Doch die Arbeit war für die Schützen das kleinere Problem. Die Hauptsorge der Schützen galt dem Unterfangen, Gewehre zu beschaffen. Denn vorerst durfte nur mit Luftgewehren geschossen werden.

Für einen ordentlichen Schießbetrieb waren mindestens sechs Gewehre nötig. Ein Gewehr kostete damals an die 300 Mark. Der Kassenbestand jedoch war gleich Null. Spenden waren deshalb sehr gefragt. Deshalb wurde in der Kegelbahn des Gasthauses „Zur Laube” wieder ein Preisschießen veranstaltet. Denn nur so konnte wieder Geld in die Kasse kommen.

Ende April 1953 war es dann soweit „Jagdschloss” ist wie Phönix aus der Asche auferstanden. Fritz Seckler wurde Oberschützenmeister.

Am 12. Januar 1954 versammelten sich die Mittelbadischen Schützenverein im Schützenlokal „Zur Laube”, um alle Vereine im Mittelbadischen wieder organisatorisch zusammenzufassen. Anfang Januar schon sollte in Heilbronn die Gründung eines Baden-Württembergischen Gesamtverbandes vollzogen werden. Allerdings kam bei der Versammlung im Schützenlokal kein Ergebnis zustande. Badener und Württemberger wurden sich nicht einig. Baden und Württemberg gründeten jeweils eigen- ständige Schützenverbände.

In Baden-Baden unterdessen installierten die Vereine den „Schützenkreis Baden-Baden. Diesem Schützenkreis gehörten die Vereine Waldheil, Sinzheim, Neuweier, Balg, Ottersweier, Bühlertal, Eisental, Seebach, Ötigheim, Ebersteinburg, Jagdschloss und Oostal Baden-Baden an. Bei geheimen Wahlen wurde Fritz Seckler zum neuen Kreisschützenmeister gewählt.

Die ersten Wettkämpfe des Schützenkreises Baden-Baden” fanden am 27. und 28. März 1954 als sogenannte Fernwettkämpfe statt. Inzwischen waren die gesetzlichen Bestimmungen gelockert worden. Es durfte wieder mit Kleinkalibergewehren geschossen werden. Doch außer Oostal und Jagdschloss Baden-Baden mussten alle übrigen Vereine auf das Kleinkaliber-Schießen verzichten. Denn die früheren Kleinkaliber-Stände waren entweder abgebrochen worden oder hatten inzwischen eine andere Verwendung gefunden. Insgesamt waren zu den Fernwettkämpfen dreißig Mannschaften gemeldet. 28 Mannschaften trugen die Wettkämpfe mit dem Luftgewehr aus. Dies tat der Begeisterung über die Wiederbelebung des Schießsportes jedoch keinen Abbruch.

Kreis- und Bezirkswettkämpfe wurden durchgeführt. Und das inzwischen schon wieder marode gewordene Schützenhaus musste dringend umgebaut werden. Anstelle eines Holzhauses wollte man nun ein solide gemauertes Schützenhaus errichten. Es sollte mit einem Kleinkaliber-Stand ausgestattet sein, mit vier Luftgewehr­ Ständen und mit einem gemütlichen Aufenthaltsraum. Zunächst jedoch blieb das alte Schützenhaus stehen. Die Schützen mauerten kurzerhand um das Haus herum – und rissen nach und nach das alte Holzhaus im Innern ab. Die Mitglieder des Schützenvereins leistete damals unzählige Arbeitsstunden. Viel Schweiß floss. doch die Mühe lohnte sich

Im Juli 1959 wurde das Haus seiner Bestimmung übergeben. Und auch die Schützenfahne wurde bei der Gelegenheit feierlich geweiht.

Zur Fahnenweihe fand am 19. Juli 1959 eigens ein Festgottesdienst – zelebriert von dem Stadtpfarrer und dem geistlichen Rat Ehmann – in der Bernharduskirche statt. Am Nachmittag fand ein imposanter Festzug zum Festplatz Oos statt. Zahlreiche Ehrengäste nahmen an der Feier teil. Der Gesangverein Oos-Scheuern und der Musikverein Winden schmückten den Festtag musikalisch aus.

Als Abschluss des Preis- und Königsschießens veranstaltete der Schützenverein „Jagdschloss” auch im Jahre 1960 seine Königsfeier wieder im Meierhof. Die Gaststätte und das Nebenzimmer waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Männergesangverein Oos-Scheuern sang das Festlied

Kröne mit Segen” – und steigerte die Spannung bis zur Königsproklamation. Dann trat der Vorsitzende des Schützenvereins „Jagdschloss” Fritz Seckler endlich in die Schützenrunde und krönte den neuen König: Peter Bleich. Fritz Seckler sollte 1960 zum letzten Mal als Vorsitzender die Königswürde verleihen. Denn im selben Jahr gab er sein Amt als Oberschützenmeister an Karl Frank ab. Frank bekleidete das Amt – des Oberschützenmeisters acht Jahre – bis zum Jahre 1968.

Die weitere Geschichte des Schützenvereins „Jagdschloss” kann heute nicht mehr ausführlich rekonstruiert werden. Denn die vorhandenen Unterlagen berichten lediglich von den festlichen Königsfeiern und belegen die Namen der Schützenkönige.

Doch in einem Punkt besteht kein Zweifel: Das Pistolenschießen hatte Mitte der sechziger Jahre einen ungeahnten Aufschwung genommen. Deshalb wurde auch im Schützenverein „Jagdschloss” über den Bau einer Pistolenanlage nachgedacht, zumal der SV .Jagdschloss” sehr gute Pistolenschützen in seinen Reihen hatte. Bei Wettkämpfen mit der Luftpistole wurden erste und zweite Plätze im Mannschaftsschießen und bei den Einzelwettbewerben erzielt. Mit der Sportpistole konnte damals nur auf der Kleinkaliber-Anlage geschossen werden. An ein Duell-Schießen, wie es damals so beliebt war, war überhaupt nicht zu denken.

Nach vielen Vorarbeiten und unzähligen Besprechungen rangen sich die Schützen durch, einen Pistolenstand zu bauen. Im Jahre 1968 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Und die waren beileibe kein leichtes Unterfangen. Denn mehr als 40 Kubikmeter Fels mussten für den Pistolenstand erst einmal weggeschafft werden. Und da Sprengstoff nicht verwendet werden durfte, machten sich die Schützen mit Presslufthammer und Pickel ans Werk.

Am 28. Juni 1970 wurde der Pistolenstand eingeweiht. Mehr als zwei Jahre harte Arbeit waren nötig, um den Pistolenstand seiner sportlichen Bestimmung übergeben zu können. Und aus öffentlichen Mitteln floss kein Pfennig für diese Unternehmung. Alles wurde von den Schützen in Eigenarbeit gemacht. ,,Den Wert dieser Energieleistung zu erfassen ist unmöglich, denn die freiwilligen Arbeitsstunden der Mitglieder gingen in die Tausende, berichtete das Badische Tagblatt vom 27. Juni 1970.

Bei den Südbadischen Landesmeisterschaften der Sportschützen in Hochberg- Emmendingen im Juni 1972 hat die Damenmannschaft ganz hervorragend abgeschnitten. Mit 1578 Ringen sicherten sich Marianne Schmalbach, Lore Steinkrug und Ursula Schlewitz den Meistertitel.

Bereits im Jahre 1973 – also nur drei Jahre nach der Inbetriebnahme des Pistolenstandes – holten die Baden-Badener Schützen mit der freien Pistole im 50-Meter-Schießen der erste Landesmeister-Titel in die Kurstadt. Die Schützen B. Schnurr, E. Schechinger, R. Schnaible und F. Höfele schafften diese grandiose Leistung.

Am 15. Februar 1974 musste der Schützenverein „Jagdschloss” einen ,,Schwarzen Freitag” in Kauf nehmen. Alle Schießstände wurden geschlossen. Durch die Kreisreform war der Schießstand-Sachverständige des Regierungspräsidiums Karlsruhe für den Schützenverein „Jagdschloss” zuständig geworden. Und obwohl die Stände erst vier Jahre vorher abgenommen und als gut befunden worden waren, wurden sie nun wegen ungenügender Sicherheitsbauten für jeglichen Schießbetrieb gesperrt. Um den Schießbetrieb wieder aufnehmen zu dürfen, musste der Verein wohl oder übel etliche Auflagen erfüllen, forderte die Behörde.

Mit viel Eigenarbeit und großem Kostenaufwand wurden die neuerdings erforderlichen Hoch- und Seitenblenden am Schießstand erstellt. Im August 1974 konnte der Schießbetrieb – mit behördlicher Genehmigung – wieder aufgenommen werden.

Noch im August veranstalte der Schützenverein „Jagdschloss” ein Sommerfest für alle Mitglieder, Freunde und Gönner. Nicht nur, um der Freude über die Wiederaufnahme des Schießbetriebes Ausdruck zu vergleichen, sondern auch um die leeren Kassen des Vereins wieder zu füllen. Deshalb wurde ein großes Festzelt auf dem Waldseeplatz aufgestellt. Für Begeisterung im Festzelt und auf der Tanzfläche sorgten die Schützenbrüder Rolf Schneebiegel, Rudi Flierl und Gerd Husemann.

Stark engagiert waren die Mitglieder des Schützenvereins „Jagdschloss” beim Deutschen Schützentag im Mai 1976 im Kurhaus Baden-Baden. Der Jubiläums­ Schützentag wurde offiziell mit einem prächtigen Fahnenaufmarsch eröffnet. Bürgermeister Werner Hessemer aus Bad Hersfeld – dort hatte im Jahr davor der Deutsche Schützentag stattgefunden – übergab in feierlichem Rahmen die Fahne an den Baden-Badener Bürgermeister Horst Thornton. Die Veranstaltung klang abends mit einem Festbankett im Bühnensaal des Kurhauses aus. Im Jahre 1976 nahmen Planungen für einen Neubau beziehungsweise für einen größeren Umbau des Schützenhauses konkrete Formen an. Doch die Finanzierung dieses Unterfanges sorgte bei den „Jagdschloss”-Schützen für Kopfzerbrechen.

So wurden Bausteine verkauft, Mitglieder, Gönner und Freunde geworben. Allmählich gelang es, die erforderlich Summe zusammenzutragen. Anfang 1978 konnte schließlich mit dem Bau begonnen werden. In einem Neubautrakt sollen die sanitären Einrichtungen, Lagerräume und ein Heizungsraum untergebracht werden. Im Obergeschoss, so die Pläne, sollte der neue Schießraum errichtet werden. Doch bis zur Fertigstellung und Einweihung dauerte es fast vier Jahre. Denn die Schützen hatte eine Menge Arbeit zu errichten. Dennoch konnte nach fast vier Jahren Bauzeit im Juli 1981 der Neubau eingeweiht werden. Der Schießbetrieb, der während der Bauarbeiten eingestellt werden musste, wurde wiederaufgenommen. Und nicht nur bei Oberschützenmeister Reginald Scheidt, sondern auch bei der großen Anzahl Gäste war die Freude über den Neubau riesengroß.

Im Jahre 1982 reiste zum Deutschen Schützentag in Westerland auf Sylt eine große Abordnung der „Jagdschloss”-Schützen. Und auch beim Deutschen Schützentag in Dortmund im Jahre 1983 war eine starke Vertretung aus Baden-Baden zugegen.

In der Generalversammlung im April 1985 beklagte der Vorstand, dass die Jugendarbeit zwar sehr erfolgreich sei, aber dennoch bei den Jagdschloss”-Schützen akuter Nachwuchsmangel herrsche. Allerdings erzielte der Verein – wie auch in den zurückliegenden Jahren – beachtliche Erfolge auf sportlicher Ebene. Zudem warf der Deutsche Schützentag in Karlsruhe seine Schatten voraus.

Die Schützen und Mitglieder des Schützenvereins „Jagdschloss” können jedoch nicht nur gut und zielsicher mit ihren Sportgeräten umgehen, auch auf dem gesellschaftlichen Sektor kann sich der Verein sehen lassen. So finden regelmäßig Ausflüge nach Menton, die Partnerstadt Baden-Badens, statt. Und die Gegenbesuche der Franzosen sowie die Freundschafts-Schießen der Deutschen und der Franzosen haben im Laufe der Jahre erheblich zur Vertiefung der Städtepartnerstadt bei­ getragen.

Selbstverständlich war es für die ,,Jagdschloss”-Schützen beim 35. Schützentag in Osnabrück am 1. Mai 1986 teilzunehmen. Fahnenabordnungen aus den 15 Landesverbänden des Deutschen Schützenbundes marschierten zur feierlichen Eröffnung auf.

In der Jahreshauptversammlung am 11. März 1988 verzichtete Oberschützenmeister Reginald Scheidt auf seine Wiederwahl. Der Grund: Inzwischen ist er von Baden-Baden nach Eppelheim umgezogen. Als Nachfolger für den verdienten Oberschützenmeister wurde Peter Bleich gewählt. Reginald Scheidt wurde zum Ehrenoberschützenmeister ernannt. Schließlich war die Ära Scheidt durch umfangreiche Baumaßnahmen, durch die Errichtung von Sportstätten, die Vertretung des Vereins auf allen Ebenen des Deutschen Schützenbundes und vie­les mehr geprägt.

Der neue Oberschützenmeister Peter Bleich nutzte die Versammlung, um zum Deutschen Schützentag nach Bad Homburg einzuladen.

Das Fest am 5. und 6. August 1989, zu dem der Schützenverein ,,Jagdschloss” geladen hatte, war urgemütlich. Obwohl die Idee eigentlich nicht ganz neu war. Denn das „Jagdschloss”-Fest gehörte bis Anfang der achtziger Jahre zum festen Bestandteil in Oos-Scheuern. Nur, weil ein Fest dem nächsten die Hand gab, hatten sich die Verantwortlichen in der Vergangenheit entschlossen, die Festaktivitäten für einige Jahre ruhen zu lassen. Doch die Wiederaufnahme des Festes wurde ein voller Erfolg.

Gute sportliche Ergebnisse durch alle Altersklassen und Disziplinen bis hin zur Landesmeisterschaft erzielten die Aktiven des Schützenvereins. Jagdschloss” im Jahre 1989. Vor allem die Leistungen des Nachwuchses konnten sich sehen lassen. Bei der Jahreshauptversammlung am 5. Februar 1990 wurde Oberschützenmeister Peter Bleich im Amt bestätigt.

Einen außerordentlichen Erfolg konnte Ursula Schlewitz bei den Landesmeisterschaften verbuchen. Sie konnte ein äußerst erfolgreiches Wettkampfjahr mit dem Titel der Landesmeissterin in der Disziplin Luftgewehr. Ursula Schlewitz wurde für diesen Erfolg sogar mit der bronzenen Plakette der Stadt Baden-Baden geehrt.

Die Generalversammlung des Jahres 1992 stand ganz im Zeichen einer längst überfällig gewordenen Beitragserhöhung. Denn inzwischen war es schon mehr als elf Jahre her, dass die Beiträge zum letzten Mal angepasst worden sind. Peter Bleich rechtfertigte die Erhöhung mit der Tatsache, dass der Anteil der Spitzenverbände, die Beträge für die Haftpflichtversicherungen und die Kosten für den Unterhalt der Schießstände stark gestiegen seien. Zudem müsse die Schalldämmung beim Pistolenstand dringend verbessert werden. Diese Baumaßnahme allein kostet 25.000 Mark. Hinzu komme, dass das Dach des Schützenhauses undicht sei. Es muss für weitere 35.000 Mark renoviert werden. Da die Zahlen für sich sprachen, fand eine Erhöhung der Beiträge nach ausgiebiger Debatte schließlich die Zustimmung der Mitglieder.

„In Schulden und Arbeit haben sie sich gestürzt und trotzdem sind sie gut rausgekommen”, heißt es in einem Bericht des Badischen Tagblattes über die Jahreshauptversammlung am 23. Januar 1993. Und tatsächlich hatte die Kasse ein deutliches Minus aufzuweisen. Die aufwändige Renovierung des Pistolenstandes war der Grund dafür. Allerdings ist dieses Minus durch eine Rücklage abgedeckt, stellte Kassier Kurt Wiek in der Jahreshauptversammlung klar.

Ende des Jahres 1992 verzeichnete der Verein 184 Mitglieder. 1994 waren es jedoch schon 205 Mitglieder.

Der Schützenverein „Jagdschloss” feierte im November 1994 sein 90-jähriges Bestehen. Eigens dafür wurde die Ooser Festhalle gemietet. Schließlich sollte er Geburtstag einen gebührenden Rahmen erhalten. Außerdem hatten sich zahlreiche Abordnungen befreundeten Vereine und Ehrengäste bereits im Vorfeld angesagt. Oberschützenmeister Peter Bleich ließ bei der Feier die 90-jährige Geschichte des Vereins Revue passieren. Das Akkordeon-Orchester und der Gesangverein Oos-Scheuern umrahmten die Feier musikalisch. Und nach dem offiziellen Teil des Festes ging die lustige Feier munter weiter. Die „Rehbockseckmusikanten” heizten den Schützen und ihren Freunden ein.

Im Juli 1995 wurde Oberschützenmeister Peter Bleich von Oberbürgermeister Ulrich Wendt mit der Ehrennadel des Landes Baden­ Württemberg ausgezeichnet. .“Seine Schützen“ hätten dank Peter Bleichs außergewöhnlicher Persönlichkeit und wegen seines unermüdlichen Wirkens große Erfolge auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene erringen könne, lobte Wendt.

Die Parkplatz- und Zufahrtswege zum Schützenverein „Jagdschloss” entwickelten sich in den letzten Jahren immer mehr zum Ärgernis. Nicht nur für die Schützen, sondern auch für zahlreiche Spaziergänger. Doch die versprochene Unterstützung des städtischen Forstamtes lässt noch immer auf sich warten. Oberschützenmeister Peter Bleich schließt in seinem Rechenschaftsbericht bei der Jahreshauptversammlung nicht aus, daß das nachlassende Vereinsinteresse auch auf die schlechten Zufahrtsmöglichkeiten sei. Jedenfalls seien die Mitgliederzahlen leicht rückläufig, so Bleich. Besonders stark ist das Defizit im Jugendbereich. Das liege wohl daran, dass der Nachwuchs vorwiegend anderen Interessen nachgehen, schätzte Bleich die Lage ein. Der Vorstand wurde bei der Jahreshauptversammlung für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt.

Der Orkan „Lothar” hat auch die „Jagdschloss”-Schützen stark durchgeschüttelt. Bei der Jahreshauptversammlung am 19. Februar 2000, stellte Oberschützenmeister Peter Bleich klar, dass die gesamte Einzäunung des „Jagdschloss” Schützen-Areals erneuert werden muss. Und bis alle Sturmschäden beseitigt sind, wird der Parkplatz ein einziges „Schlammloch” sein, befürchtete Bleich.

Ebenfalls keine positiven Nachrichten konnte der Oberschützenmeister in punkto Mitgliederentwicklung machen. Die Mitgliederzahl ist erneut gesunken. Im Jahre 2000 zählten die „Jagdschloss”-Schützen nur noch 177 Mitglieder. Zudem macht das neue Bundesboden-Schutzgesetz dem Verein Sorgen. Denn das erlegt Schützenvereinen auf, dass in Zukunft nur noch Schießstände gebaut werden dürfen, bei denen das Blei der Kugeln vollständig aufgefangen werden kann. Oberschützenmeister Peter Bleich rechnete deshalb mit erheblichen Kosten für die Umrüstung der Schießstände.

Nachdem der Schießbetrieb im Jahr 2001 wegen Bau- und Sanierungsmaßnahmen – verursacht durch den Sturm Lothar – ein halbes Jahr eingestellt werden musste, gestalten sich die Zukunftsperspektiven wie­ der rosiger, stellte Oberschützemeister Peter Bleich bei der Jahreshauptversammlung am 11. März 2002 klar. Allerdings müssen nach Abzug aller gewährten Zuschüsse immerhin noch 12.000 Mark vom Verein aufgebracht werden. Und die Anbringung von Seitenwänden auf der Schießanlage sowie die Überdachung des Pistolenstandes stehen noch aus.

Beim Königsschießen 2002 gelang Waltraud und Peter Bleich ein einmaliges Kunststück in der Vereinsgeschichte. Zum ersten Mal holte ein Ehepaar gleichzeitig den Titel des Schützenkönigs und der Schützenkönigin. „Eine kleine Sensation”, berichtete das Badische Tagblatt über die Kuriosität.

Im Jahr 2003 wirft das 100-jährige Jubiläum bereits seine Schatten voraus. Das Schützenhaus wird für die Feierlichkeiten fein herausgeputzt. Hecken und Bäume werden ausgeschnitten. Gedenksteine werden freigeschnitten. Und das kunstvolle Gemälde auf dem Schützenhaus erstrahlt auch wieder in neuem Glanz. Doch das ist noch lange nicht alles. Die Ehrenmitglieder des Schützenvereins

„Jagdsehlos” haben sich für das Jubiläum eine ganz besondere Überraschung ausgedacht. Sie stiften zum hundertjährigen Bestehen des Schützenvereins „Jagdschloss” eine prächtige und wunderschöne Jubiläums-Schützenscheibe. Das ist schließlich Ehrensache, waren sich alle einig und leisteten dazu gerne einen finanziellen Obolus. Außerdem wird eine Sonder-Münze in limitierter Auflage für Freunde, Mitglieder sowie Anhänger des Schützenvereins ,,Jagdschloss” zum Jubiläum geprägt.

Das Jahr 2004 steht beim Schützenverein „Jagdschloss” dann völlig im Zeichen des 100-jährigen Jubiläums. Geplant ist eine große Feier in der Ooser Festhalle mit Ehrengästen aus nah und fern.

100 Jahrfeier in Bildern (hier klicken)